Samstag, 23. April 2016

Krakau, du Schöne: Eine Piazza in Polen


Ein Städetrip nach Polen? Hatte ich erst auch nicht so auf dem Zettel, aber eine Kollegin schwärmte von Krakau, es gab günstige Flüge (wobei das bei der Rückreise noch zu einem kleinen Fiasko wurde...dazu später mal mehr) und meine erprobte Reisebegleitung aus Amsterdam und Stockholm war auch dafür zu haben. Und: Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Krakau ist wirklich eine Perle und ein super Ziel für einen Städtetrip - wobei wir, Mitte April, auch wirklich Glück mit dem Wetter hatten.

Alles so schön neu hier
Schon bei der Ankunft am späten Freitag abend wurde klar: Hier hat sich was getan.
Der Airport ist ganz neu, wird zum Teil noch umgebaut. Nach kleinem Kampf mit dem Ticketautomaten ging es mit dem öffentlichen Bus in die Stadt, ca. 40 Minuten, Kosten: knapp einen Euro. Dort irren wir kurz durch den Bahnhof und die angrenzende Mall "Galeria Krakowska", wo ebenfalls alles neu zu sein scheint. Dann noch ein bisschen Laufen bis zum Blue Apart Hotel.
Es liegt an der Westerplatte, dem Ring um die Altstadt, sehr zentral - und günstig. Bin ein bisschen skeptisch was man für 25 Euro die Nacht mit Frühstück erwarten kann. Das Haus von außen auch eher "normal" und Altbau. Aber schon an der Rezeption im Keller zeigt sich: Auch hier wurde kürzlich renoviert, auch die Zimmer haben neue Möbel und Bäder. Natürlich alles ganz einfach, aber mit TV, Wasserkocher, Kühlschrank. 
Das Frühstück war ok, Brot, Rührei, Joghurt, Wurst, Käse, Marmelade. Und auch noch der nächtliche Abstecher in die Altstadt zeigt: Auch hier wurde eifrig saniert. Alles sauber, ordentlich, tolle Fassaden.
Teilweise wird gebaut, auch an der Straßenbahn, und unser Haus war eingerüstet an der Rückseite und damit auch unser Fenster. Aber das ist nun mal so, wenn etwas passiert in einer Stadt. Der Abend endet in einem Imbiss, wo ich mir ein Zapiekanki bestelle, ein polnisches Fastfood-Gericht, ein belegtes überbackenes Riesen-Baguette, dass es hier überall gibt.
Wir freuen uns schon auf den nächsten Tag und den Anblick bei Tageslicht.

Polens Piazza
Am nächsten Tag lacht die Sonne, und wir laufen die 2 Minuten auf den Rynek Glowny, den Marktplatz. Er ist umrahmt von wunderschönen Wohnhäusern, wird überragt von der Marienkirche mit ihren unterschiedlichen Turmspitzen, und in der Mitte erheben sich die historischen Tuchhallen. Tauben flattern umher, werden von einigen Leuten gefüttert, und weiße Kutschen mit geschmückten Pferden warten auf Kundschaft.
 
Tuchhallen
Schnell fühlt man sich bei Sonnenschein hier in Italien, unzählige Lokale drumherum laden zum Verweilen ein. Es ist zwar das touristische Herz, aber auch Polen flanieren hier - und auch die Preise in den Lokalen halten sich noch in Grenzen - ein Bier kostet auch hier nur 2 Euro. Auch Geschäfte laden ein, wir lassen uns treiben.Was auffällt: Es ist extrem sauber, die Stadtreinigung leistet wirklich gute Arbeit.
Für 10 Zloty Einritt, ca. 2,20 Euro, gehen wir noch in die Marienkirche, um den berühmten mittelalterlichen Altar von Veit Stoß anzuschauen. Auch sonst ist das Innere beeindruckend, sehr farbig. Übrigens muss man für 2 Zloty eine extra Fotoerlaubnis kaufen, um Bilder zu machen.  
 
Für eine Pause und Stärkung hat man hier viel Auswahl. Hinter der Marienkirche auf dem Platz Maly Rynek ist ein kleiner Markt, wo ich erstmal ein paar Pierogi koste, die polnischen Teigtaschen. Es gibt sie mit verschiedenen Füllungen, populär ist z.B "ruski" mit Kartoffeln, Zwiebeln, Quark, Ei.
Wir entdecken eher durch Zufall ein paar Straßen weiter noch den Platz Szczepanski, an dem der Kunstpalast im Jugendstil liegt.
 
Dort geniessen wir auf der Terrasse des urigen, aber offenbar auch recht neuen polnischen Lokals  Morskie Oko deftige, aber leckere Küche mit Blutwurst und Schweinebraten mit Johannisbeersauce, dazu ein Bier der polnischen Marke Okocim. 
Zum Nachtisch probieren wir nebenan in der kleinen, orientalisch angehauchten Eisdiele Safran- und Rosenblüten-Eis - anders, aber lecker und cremig. Von hier kann man im Grüngürtel, der rund um die Altstadt läuft, schlendern und kommt im Norden auch am Florianstor und dem Theater vorbei.

Wawel, die Burg an der Weichsel
Einmal durch die Altstadt nach Süden, und man landet an der Wawel, der Burg Krakaus. Der Weg führt über die Einkaufsstraße Grodzka und die hübsche Straße Kanonicza mit dem Haus, in dem Papst Johannes gelebt hat. Dahinter erhebt sich die Burg, wir laufen empor. Angesichts des schönen Wetters und der Schlange am Kassenhäuschen verzichten wir auf die Besichtigung, leider hat auch die Drachenhöhle noch zu, obwohl auf dem Schild was anderes steht. Die Tickets für die königlichen Gemächer sind heute sogar schon ausverkauft. Wir geniessen den Innenhof mit tollen Blumen und die Aussicht auf die Weichsel, zu der wir dann auch hinablaufen.
Dort steht am Fuße des Burrgbergs auch eine Metallskulptur des Drachen, der dort gelebt haben sollte. Diese spuckt alle paar Minuten sogar Feuer. Laut Legende fraß der Drache Smok die Jungfrauen der Stadt. Ein Schuster überlistete ihn, in dem er ihm ein mit Schwefel gefülltes Schaf zum Fressen gab. Der Drache bekam furchtbaren Durst und trank so viel Wasser aus der Weichsel, bis er platzte. Übrigens wurden in der Höhle wirklich prähistorische Knochen gefunden...
Durch Zufall probieren wir hier noch eine andere polnische Spezialität. Meine Freundin kauft einer Frau eine Art "Gebäck" mit Muster aus einem Korb ab. Der erste Biss, und ihr entgleiten die Gesichtszüge. Das vermeintlich süße Teil entpuppt sich als sehr salzig und geräuchert schmeckend. Erst später finden wir heraus, dass es sich dabei um Oscypek handelt, einen geräucherten Käse. Hier mal ein Foto von wikipedia - sieht doch aus wie ein Kuchen, oder?
Foto: Wikipedia
Mit dem fauchenden Drachen im Rücken sitzen wir auf einer Bank und schauen den Booten auf der Weichsel hinterher. Eines steht schon mal fest: Diese Altstadt ist wirklich wunderschön.
Hier geht es zum Bericht über das jüdische Viertel, Kneipen und das Nachtleben
Und hier zu dem über das Salzbergwerk Wieliczka, Unesco Weltkulturerbe.

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