Mittwoch, 30. November 2016

Peru: 8 Dinge, die man wissen sollte

Da bin ich wieder. Zurück von meiner ersten Reise nach Südamerika, genauer gesagt nach Peru. Drei Wochen Urlaub, drei Wochen voller Entdeckungen und Abenteuer. Zu den einzelnen Stationen (Lima, Areguipa, Titicacasee, Hochland, Reittour im Heiligen Tal, Machu Picchu, Tour in den Manu National Park, Cusco) werden einzelne Berichte folgen, mal mehr, mal weniger ausführlich, vielleicht auch mal nur mit Fotos, mal als Tagebuch, mal als Kritik - so genau weiß ich das noch nicht. Denn ich bin noch ganz erschlagen von all den Eindrücken, unseren Touren, den einzelnen Orten, den verschiedenen Landschaften. Es wird aber sicher Peru-lastig hier in den kommenden Wochen. Aber erstmal eine kleine spontane "Anleitung" für Peru, mit Dingen, die mir aufgefallen sind, die man beachten sollte, dabeihaben sollte und mit denen man auf jeden Fall konfrontiert werden wird. Achtung, da sind auch paar ganz handfeste Dinge dabei....
1. Man sollte Hunde mögen
Es gibt wahnsinnig viele Hunde. Straßenhunde, die in Gangs in der Stadt Müllhaufen durchsuchen, auf dem Land freilaufende Hofhunde, die zu irgendeinem Haus gehören, und Haushunde an der Leine. Für mich kein Problem, im Gegenteil. So viele Fell-Freunde... Manche eher ängstlich zurückhaltend, manche liessen sich gern kraulen. Und immer dankbar für unsere Essens-Reste, z.B. im Camp bei der Reitreise. Wer nicht so hundebegeistert ist: Die Tiere waren immer friedlich, zurückhaltend. Und zwar haben wir auch mal einen Kadaver gesehen und humpelnde Tiere, der Großteil aber war überraschend wohlgenährt und "ordentlich".
Da kam schon was unter der Zeltwand durch....
Im Reit-Camp
Begegnung in den Inca-Gassen von Ollantaytambo
Kleiner Wuschel unterm Tisch
Peruanischer Nackthund, eine uralte Hunderasse. Aufgenommen in Aguas Calientes am Machu Picchu
2. Toilettenpapier parat halten
Die Toilettenfrage - nicht ganz unwichtig auf Reisen. Auf langen Bustouren wurde auch schon mal einfach so gehalten und der "Busch" genutzt. Aber es gab fast überall immer öffentliche Toiletten, gekennzeichnet mit "SS.HH", "Servicio Hygienicos". Die Benutzung kostet meist 1 Soles. Daher sollte man rechtzeitig anfangen, die Münzen für die Toilettengänge zu sammeln. Manchmal kriegt man dafür dann ein Stück Toilettenpapier, es empfiehlt sich aber, immer Taschentücher parat zu haben. GANZ WICHTIG: Das Papier darf auf keinen Fall in die Toilette geworfen werden - nirgends. Die Rohre sind zu eng und würden sofort verstopfen. Auf allen Toiletten stehen kleine Mülleimer neben dem Klo, in die man das benutzte Papier wirft. Das ist ungewohnt und wirkt unhygienisch, aber man gewöhnt sich daran.
Camp-Toilette - da durfte das Papier mit ins Loch
3. Leitungswasser nicht trinken
Wo wir schon im Bad sind: Es wurde uns empfohlen, das Leitungswasser nicht zu trinken und auch nicht damit Zähne zu putzen. Also bin ich immer brav mit der Wasserflasche abends und morgens zum Zähneputzen gegangen (beim Camping ja sowieso). In den Hostals gab es übrigens eigentlich immer warmes Wasser, aber nicht unbedingt zu allen Zeiten. Da werden wohl z.B nachts die Boiler ausgeschaltet.

4. Die Höhe nicht unterschätzen
Da Schnee- und Baumgrenze viel höher sind als bei uns, merkt man nicht unbedingt, dass man sich meist quasi im Hochgebirge befindet. Leider mussten wir feststellen, dass die Warnungen vor Höhenkrankheit in den Reiseführern berechtigt sind. So musste im Bus die mitgeführte Sauerstoffflasche ausgepackt und in Puno (3800 Meter!) sogar ein Arzt gerufen werden. Wir waren 7 Leute, nur zwei hatten fast gar keine Probleme, zwei sehr starke Beschwerden, der Rest immer mal Kopfweh und vor allem Schwindel und Atemnnot. Dazu gehörte auch ich. Ich habe mir gleich zu Beginn Coca-Blätter gekauft und morgens immer Tee aus Coca-Blättern getrunken und hatte das Gefühl, es hilft. Die Blätter werden übrigens zusammengerollt, dann schiebt man sie in die Backe, nagt kurz an einem kleinen Kalkstein, der als Katalysator wirkt, und dann lässt man sie, so lange man will, im Mund. Man sollte sie gut verpacken und leicht befeuchten, denn wenn sie austrocknen, sind sie nicht mehr gut nutzbar. Aufgrund der Höhe ist auch ein guter Sonnenschutz in Form von Brille und Hut (auch die Peruaner tragen Kopfbedeckungen!), Cremes mit hohem LSF und auch gute Lippencreme nötig - ich hatte permanent trockene Lippen und eine ausgetrocknete Nase, was vor allem nachts wirklich unangenehm war.
4900 Meter, der höchste Punkt auf unserer Reise

5. Ja, es waren die Incas, aber...
Sacsaywaman
Überall Terrassen, hier in Pisac
Egal ob Terrassen an den Bergen, Forts und Mauern, Machu Picchu, das Straßennetz oder die Fundamente, auf denen die Spanier dann die Kirchen draufgesetzt haben: Die "alten Steine", die man hier besichtigt, sind alle von den Incas. Diese sagenumwobene Hochkultur hat sozusagen den Grundstein für den Tourismus gelegt. Witzigerweise ist das alles aber noch gar nicht sooo lange her: Rund 500 Jahre. Und was da so gebaut und heute besichtigt wird, ist auch alles in einer relativ kurzen Periode entstanden - wenige hundert Jahre. Machu Picchu wurde sogar nur 100 Jahre bewohnt. So oder so sind die Bauwerke beeindruckend - vor allem, wenn man sich überlegt, dass es damals keine Maschinen gab, sondern alles mit Menschenkraft errichtet wurde. Mich haben besonders die großen Steine der Mauern von Saqsaywaman (Merksatz: "Sexy Woman";-)) bei Cusco beeindruckt. 

Gasse in Cusco mit Mauern aus Inca-Zeiten (im Regen...)
5. Es gibt Mais, Baby
Zum Thema Essen: Ach ja, in Peru werden aberhundert Sorten Mais und Kartoffeln angebaut. So richtig spiegelte sich das in den (touristischen) Lokalen aber nicht wieder. Kartoffeln gab es meist nur als Pommes-Beilage, und Mais habe ich nur eine Riesen-Sorte als Zusatz in Suppen gehabt. Dafür gab es sehr viel und oft Quinoa. Was hier noch den Ruf als Öko- oder auch Superfood hat, ist dort ein alltägliches Getreide. Ich konnte jedenfalls irgendwann keine Quinoa-Suppe mehr sehen...
Auch beim Frühstück gab es fast immer dasselbe: Dünne Fladenbrötchen, eine Sorte Marmelade, dazu Kaffeepulver oder ein Kaffeekonzentrat zum Aufgiessen mit Wasser. Ich blieb dann meist beim Coca-Tee. Gut war aber, dass es dazu oft und viel Obst gab, von Papaya über Bananen bis hin zu Mandarinen. Auf dem Reittrail dazu noch warme, dickflüssige Getreide-Trink-Breie mit Kakao, sehr lecker. Ansonsten gab es immer gut und viel zu Essen, auch landestypisch. Viel Reis, Fleisch, Guacamole. Als Getränk habe ich mich zum einen mit der knallgelben Inca-Cola angefreundet, zum anderen mit der Chicha Morada, einem dunklen Saft aus lila Mais. Als Snacks taten es Bananenchips (salzig) oder Chips aus Süßkartoffeln. Und ach ja: Ich habe Meerschwein gegessen. Sogar 2 Mal. Das Fleisch erinnert an Huhn. Leider ziemlich viel Gefummel und viele kleine Knochen. Aber ganz lecker. Unbedingt probieren sollte man auch den Pisco Sour, den Nationalcocktail. Frisch zubereitet (was etwa dauert) mit Pisco (Traubenschnaps), Limette und Eiklar - sehr erfrischend und lecker.
 
Obstsalat und Crunchies (und Milchpulver) zum Frühstück
 
Es gab oft Huhn... hier dazu Maniok und Avocado mit Tomate
Snackpaket
Frühstück
6. Fahrt ruhig Bus
Das riesige Land erfordert beim Reisen viele Geduld. Wir waren als Gruppe meist in recht bequemen Kleinbussen unterwegs. Auch Inlandsflüge sind hier gang und gäbe, ab Lima fliegen gefühlt fast stündlich z.B. Maschinen nach Areguipa im Süden. Ich stand zudem am Ende vor dem logistischen Problem, von Cusco zurück nach Lima zu müssen. Statt Flug entschied ich mich für eine Busfahrt mit Cruz del Sur mit Zwischenstopp an der Südküste. Trotzdem hatte ich Bammel: Die Fahrt von Cusco bis Nasca über Nacht sollte 14 Stunden dauern. Die Straßen über die Berge kurvig, und dann im Dunklen... und sooo lang... aber es war eine gute Entscheidung. Ich hatte den Super-Luxus-Sitz gebucht inklusive Dinner und Frühstück. Kostete trotzdem nur 35 €. Die Sessel lassen sich seeeeehr weit zurückklappen und sind sehr breit. So bequem! Fliegen ist da wesentlich schlimmer, und so sparte ich auch noch eine Übernachtung. Dass ich dann relativ viel Zeit auf der Bord-Toilette verbrachte und es mir nicht so gut ging, hatte andere Gründe. Ohne Magenprobleme geht es bei mir offenbar nicht auf Reisen...
Terminal von Cruz del Sur in Lima
7. Es sieht nicht schön aus...
Peruaner stehen offenbar nicht auf Architektur oder Deko a la Ikea. Häuser und Städte wirken fast alle unfertig und wie im Rohbau, unverputzte Häuser überall. Auf Dörfern hingegen gibt es eher noch viele schlichte, auf uns altmodisch wirkende Lehmhäuser. Auch im Inneren, soweit wir Einblicke hatten, war es oft sehr einfach und dunkel. Das mag auch der Armut geschuldet sein, aber es ist wohl auch ein anderes Lebensgefühl dort. Hotels und Hostals hingegegen waren immer ok, wenn auch zum Teil einfach, manche aber auch geschmackvoll und mit Liebe zum Detail. Auch touristische Hotspots, z.B. die Altstadt in Cusco, sind ordentlich und sauber. Und jedes Dorf hat einen "Plaza de Armas", der saubergehalten wird und mit bunten Statuen geschmückt ist. Aber neben all den Postkarten-Motiven sollte man wissen, dass Peru meist chaotisch, unfertig, auch dreckig und ein bisschen "heruntergekommen" aussieht. Müll ist ebenfalls ein Problem, und selbst kleine Läden waren oft ein reines vollgestopftes Chaos.
In Chivay
Chinchero
Puno, Ausblick aus unserem Hotel
Ja, im Tragetuch steckt ein Kind...
8. Lama, Alpaka oder Vikunja? 
Keine Peru-Reise ohne die Begegnung mit diesen Tieren. An verschiedenen Straßen und Aussichtspunkten stehen Frauen in Tracht mit Tier bereit, um sich fotografieren zu lassen - gegen Geld. Das ist ok, und meist verlangen sie auch nur 1 oder 2 soles, also nicht mal einen Euro. Bei Fahrten über Land sieht man aber auch ganze Weiden mit diesen Tieren - oder, im Hochland, Herden von Vikunjas. Diese braunen Tiere mit weißem Bauch sind quasi die Wildform, ihre Wolle gilt als besonders fein. Lamas sind größer und relativ schlank mit großen Ohren. Sie sind nicht nur Wolllieferanten, sondern auch Lastentier. Alpakas sind die "puschligsten" Vertreter und wirken eher "rundlich".
Herde wilder Vikunjas
Lamas am Machu Picchu
Mädchen in traditioneller Kleidung mit ihrem Alpaka
Und noch ein ganz kleiner, aber wichtiger Tipp: Bei der Einreise bekommt man einen weißen Zettel mit Stempel. Leider wurde dort nicht gesagt, wie wichtig der ist - beim nächsten Hotel musste ich ihn dann in den Tiefen meiner Tasche suchen, weil ich ihn dort achtlos reingestopft hatte. Es ist eine Art Wieder-Ausreise-Bestätigung, die die meisten Hotels zusammen mit dem Pass sehen wollten - und der bei der Ausreise am Flughafen wieder abgegeben werden muss. Also auf jeden Fall gut aufbewahren, am besten zusammen mit dem Pass. So viel zur Bürokratie.... ich freue mich schon darauf, Euch mehr über Peru zu erzählen - von Bergen, Booten und vielem mehr.

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