Donnerstag, 26. Mai 2016

Barcelona II: Die Kunst liegt auf der Straße - auf den Spuren von Gaudi

Meine Sehnsucht nach Barcelona rührte auch immer schon daher, dass ich ein großer Fan von Architektur und Kunst, insbesondere Jugendstil, bin. In Schottland musste schon das Haus von Charles Rennie Mackintosh unbedingt exta angefahren werden im Familienurlaub, in Wien die Secession bewundert - und nun endlich hier, in der Stadt der Sagrada und der kühnen Gesamtkunstwerke von Antonio Gaudi.
Übrigens, zuerst noch einmal ein profaner praktischer Hinweis (mehr Tipps zu "BCN" auch hier): Es ist für viele ja schöner, sich treiben zu lassen und spontan zu entscheiden, wohin es einen im Urlaub verschlägt. Das haben wir im Barri Gotic auch so gemacht. ABER: Wer nach Barcelona fährt und die Touri-Hotspots anschauen möchte, sollte Tickets online vorbuchen - haben wir z.B für die Sagrada und die Casa Mila gemacht, kurzfristig auch noch für den nächsten Tag für den Park Güell. Der Vorteil: Man spart sich lange Warterei oder gar die Gefahr, dass ausverkauft ist - erging uns z.B so mit dem Picasso-Museum. Der Nachteil: Man muss sich auf eine Uhrzeit festlegen. Das erfordert dann vor Ort doch eine gewisse Disziplin und bestimmt den Tagesablauf. Selbst mir als bekanntem Organisationsjunkie war das irgendwie doch ein bisschen viel. Aber in den wenigen Tagen auch noch Stunden mit Anstehen vergeuden war auch keine Alternative.
Nun aber auf die Straße, ab zur Kunst! Das Wahrzeichen der Stadt, die Sagrada, steht als erstes an im Reigen der Gaudi-Tour. Mit den E-Tickets und 1000 Bildern der berühmten, unfertigen Kathedrale im Kopf geht es durch das schachbrettartig angelegte Viertel Eixample zu Fuß dorthin. Schon der Weg macht mir Freude: Die Wohnhäuser hier sind teilweise wunderschön gestaltet, auch mit Elementen des Jugendstils. Immer wieder geht mein Blick nach oben, entlang der eindrucksvollen Fassaden.

Und dann taucht sie auf, die Sagrada. Das erste, was man von ihr sieht, sind ein paar Turmspitzen, leider "eingetütet", und dahinter Kräne.
Durch einen kleinen Park nähern wir uns ihr, sie begrüßt uns mit Geläut.
Um sie herum ist ein Zaun, die Straßen sind abgesperrt, Menschenmassen nähern sich, Sightseeing-Busse rollen im Minutentakt vorbei. Wr nähern uns von hinten, sehen als erstes die Passionsfassade. Diese stammt, wie auch viele andere Teile der Kirche, nicht mehr von Gaudi selbst. Es gab über die Gestaltung auch immer mal wieder Diskussionen, gerade der Passionsfassade wurde eine Art "Gaudi-Disneyworld-Übertreibung" vorgeworfen. Mich erinnerten die harten Figuren eher an Barlach.
 
Auf der anderen Seite wartet dann die "weichere" Weihnachtsfassade auf uns, dort ist auch der Eingang. Da wir noch auf unseren Time-Slot warten müssen, können wir das Gesamtbild eine Weile wirken lassen. In der heutigen Zeit ist die Kathedrale vielleicht sogar allein von den Ausmaßen her fast enttäuschend.
Da gibt es gewaltigere Gebäude...doch als wir dann reindürfen, kann ich auch außen die Details näher betrachten - und das empfehle ich allen Besuchern. Da kriecht eine riesige Schnecke die Fassade herab, in der Efeu-Tür verstecken sich Insekten, bunte Früchte zieren Turmspitzen. Auf das Ticket mit Turmbesteigung hatten wir verzichtet, wäre vielleicht gar keine schlechte Idee gewesen.
 
 

Wirklich beeindruckend ist aber das Innere. Die Säulen ragen steil empor, es ist hell, und durch die bunten Glasfenster strömt farbiges Licht. Im Untergeschoss ist, durch Scheiben ein wenig einsehbar, eine Kapelle, in der während unseres Besuches am Sonntag vormittag tatäschlich auch ein katholischer Gottesdienst gefeiert wurde.
 
 
 
Der Gaudi-Hotspot schlechthin ist der Passeig de Gracia, der vom Placa Catalunya schnurgerade wegführt. Hier sind nicht nur die Straßenlampen samt integrierter Sitzbänke im Jugendstil-Style hübsch designt - man läuft quasi auf Gaudi.
Denn das Muster des Pflasters hat der Künstler als Fliese für sein Wohnhaus-Projekt Casa Mila entworfen, dass am Passeig liegt. Für dieses Casa hatten wir auch Tickets online vorab gekauft. Es wird auch "La Pedrera" genannt, der "Steinbruch". An einer Ecke am Passeig ragt die geschwungene Fassade auf.
Man geht unten rein und fährt dann mit dem Lift nach ganz oben bis zum Dach - hier eine geschwungene Landschaft mit Treppen und fantasievoll verkleideteten Schornsteinen.
Es war schon beeindruckend, allerdings hatte ich ein Handicap: einen ausgewachsenen Kater von den Cocktails am Vorabend. Selbst schuld, aber ich kann euch sagen, damit - und in der prallen Sonne - sind die Stufen und Wege dort eine echte Herausforderung. Dann kann man wieder runtergehen und dabei noch ein original wie zur Erbauungszeit eingerichtetes Appartment anschauen.
Der Audioguide ist ganz gut, habe immer dann, wenn mich was interessiert hat, es mir angehört. Spannend sind all die kleinen Details, etwa die ergonomisch geformten Türgriffe. Auch zwei der Innenhöfe sieht man so. Diese fand ich auch besonders schön.
Danach schlendern wir den Passeig hinab - und nur wenige hundert Meter steht das nächste Meisterwerk Gaudis: Die Casa Battlo.
Sie ist allein von außen schon farbenprächtiger und verspielter als die Casa Mila. Ich bin fast ein bisschen traurig, dass ich nicht dafür die Tickets gekauft habe - für beide Besichtigungen fehlte aber die Zeit. So begnüge ich mich mit dem Anblick der Totenkopf-Balkone - und da die Sonne lacht, schlendern wir dann doch frohen Herzens weiter.
Fassade Casa Batllo
 
Auch für den letzten Punkt auf meiner Gaudi-Liste stimmt daher das Wetter: Der Park Güell. Es gibt einen Bereich, der keinen Eintritt kostet, doch für die berühmte Terrasse muss man zahlen (8 Euro). Wir sind mit dem Stadtbus den Berg hinauf gefahren. Er war total überfüllt, spuckte uns aber direkt am Eingang aus. Wir laufen ein Stück in den Park hinein, bevor oberhalb der Terrasse die Tickets fällig werden. Die Terrasse selbst ist eher ein großer öder Platz - er war von Gaudi für Veranstaltungen gedacht - doch um ihn herum schlängelt sich eben das "Geländer" aus Mosaiken mit Sitzbänken - und mit Blick über die Stadt bis zum Meer. Wer einen Platz hier ergattert, bleibt erstmal ne Weile sitzen - wir auch. Unterhalb der Terrasse ist auch die berühmte Eidechse (Drache?) zu finden, dazu zwei kleine Gebäude, eine Säulenhalle und andere Gänge und Ecken.
 
 
 

Natürlich gibt es noch mehr von Gaudi zu entdecken - und noch mehr Kunst. Dafür hat leider die Zeit nicht gereicht. Aber ganz ehrlich....ich glaube ich komme wieder...

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