Mittwoch, 22. Juli 2015

10 Dinge, die es in der Mongolei nicht gibt

Mir war klar, dass meine Reise in die Mongelei eher ein Abenteuer als All-inklusive ist. Wir wurden zwar rundum versorgt (Köchin, Übersetzerin, Fahrer, Guides), aber es gab dennoch einiges, worauf man verzichten muss, wenn man in diesem Land auf Reisen geht (und die Hauptstadt, in der es natürlich alles gibt, verlässt). Wer mich kennt, weiss, dass diese Liste eher augenzwinkernd gemeint ist und ich nicht wirklich etwas vermisst habe. Und auf Reisen ist Verzicht ja oft auch ein Geschenk... Aber es gibt einen Eindruck von den Reisebedingungen...
Ein kleines Video findet ihr übrigens hier, hier den Bericht zum Ritt.

1. Toiletten
Auf der Packliste des Veranstalters stand schon, dass man Toilettenpapier mitnehmen muss. Gesagt, getan. Natürlich sind in besseren Ger-Camps Sanitärtrakte vorhanden, aber auf dem Land gibt es auch Ger-Camps mit einfachen Plumpsklos. Oder, wenn man unabhängig unterwegs ist, eben gar nichts. Und gerade in der baumlosen Steppe musste man dann manchmal sehr weit laufen, um das Gefühl zu haben, ungestört zu sein... So konnte man immer beobachten, wie sich immer mal wieder jemand, mit Klopapier in der Hand, vom Lager entfernte. Männer haben es da einfacher - zumindest beim kleinen Geschäft. Passierte aber auch, dass ich irgendwo hockte und plötzlich doch ein Reiter oder ein Kleinbus auftauchte (abseits jeglicher Straße, dazu später mehr) und ich denen meinen nackten Hintern entgegenreckte....

2. Duschen
Klar, wo kein Klo, da auch sonst nix.
Und selbst im Ger-Camp bei Ulan-Bator gab es nur 2 Duschen für Frauen, bei insgesamt über 60 Gästen hiess es auch da dann Geduld haben - und mit nicht gerade wohltemperiertem Wasser in eher kleinem Strahl auskommen. Tja, und beim Trail? Da musste es an einigen Tagen der "feuchte Waschlappen" aus der Drogerie tun. Oder das Schwefelbad an der Thermalquelle. Und 3x immerhin ein Fluss bzw. kleiner Tümpel. So selten hatte ich lange keine Haare gewaschen. Und den Kopf in einen eiskalten Gebirgsbach zu stecken ist auch nicht nur ein Vergnügen, sondern sorgte für Gehirnfrost. Aber danach fühlt man sich sooooo sauber.

3. Frisches Obst
Die Mongolei ist ein Fleischesser-Land. Eigenes Obst und Gemüse gibt es, aber gerade Obst wird natürlich viel importiert und ist entsprechend teuer - wer wollte, hat unterwegs in kleinen Shops mal was gekauft. Aber auf einem Wanderrritt lässt es sich ja auch schwer transportieren und lagern. So kamen wir in den Genuss zahlreicher Desserts in Form von Kompott und eingelegtem Obst. Pflaumen, Pfirsiche, sogar eingelegte Äpfel. Und Erdbeeren. Die wurden dann kurzerhand mit Wodka angesetzt und noch bis zum Abend aufbewahrt. Erdbeerbowle made in Mongolia.....

4. Richtigen Kaffee
Nicht nur unterwegs, sondern auch in Ger-Camps gab es morgens entweder Schwarztee (und auch nur diesen, keine Kräuter- oder Früchtetees) oder Instant-Kaffee. Nach ein paar Tagen hatte man dann raus, wie viel man nimmt und mit welcher Menge Kaffeeweisser (Milch ward nur in vergorener Pferde-Variante getrunken) und Zucker es dem persönlichen Geschmack entspricht.

5. Straßen
Ich habe keine Ahnung, wie man allein in der Mongolei Autofahren soll. Die vorhandenen Teerstraßen sind eher wenig und zudem sehr schlaglöcherig. Tja, und Schilder natürlich nur in mongolischer Schrift. Wenn da überhaupt eines steht. Und auf dem Land? Gibt es, wenn überhaupt, nur Pisten. Oder besser gesagt Fahrspuren im Sand, im Gras. Wo halt schon mal jemand langgefahren ist. Manchmal mehrere nebeneinander, manchmal ist gar nichts zu erkennen. Und selbst der Weg zu einem großen Nationalpark samt Besucherzentrum (der mit den Przewalski-Pferden) war dann nur eine holperige Sandpiste.


6. Handyempfang und Internet
Ich wollte ja digitale Diät machen. Geht auch super. Denn Handyempfang gibt es längst nicht überall. Und wäre ja auch viel zu teuer. Von WLAN kann man da auch nur träumen. Immerhin: Unsere Spaziergänger, die abends immer rund ums Camp noch rumwanderten und Hügel erklommen, wurden dort oben plötzlich mitten in der Wildnis angerufen. Man muss halt suchen... Zurück in Ulan-Bator, steuerten wir mal einen Irish Pub an. Mit WLAN. Nach 10 Tagen ohne zückten alle ihre Smartphones. Whats App flogen nach Deutschland. Auch ich fand es toll, mal ein Lebenszeichen samt Bild zu versenden. Aber unterwegs? War das Handy aus, bzw. auf Flugmodus. So reichte der Akku länger für Bilder und Videos.

7. Wasser
Es hatte zu wenig geregnet. Die Flüsse hatten einen niedrigen Pegel. Die Steppe war staubig. Und dann war an einem Tag auch noch unser Trinkwasser in Flaschen alle. Naja, immerhin gab es da Flusswasser. Aber auch sonst ist Wasser dort keine Selbstverständlichkeit. In Wohngegenden gibt es, statt Wasseranschluss, oft eine Art Wassertankstelle. Ein Gebäude, wo ein Schlauch rauskommt und man seine Wasserkanister vollzapfen kann - gegen Geld. Auch manche Ger-Camps müssen so ihr Wasser holen und bitten daher um sparsamen Umgang. Und auch wir standen mal mit einem Auto an so einer Zapfstelle - doch es gab nichts. Der "Tankwart" war nicht da. Denn es war Naadam Fest in dem Dorf und alles dort. Da musste improvisiert werden....

8. Einheitliches Wetter
Wir hatten alles: Von unglaublicher Hitze bis hin zu Hagel und sehr frostigen Nächten. Daher muss man vom Sommeroutfit bis zur Thermo-Unterwäsche wirklich alles dabei haben. Ich hatte zu wenig kurze Sachen für die heißen Tage in der Stadt dabei. Und habe mich über meinen guten kuschligen Schlafsack gefreut. Die Regenjacke kam nur kurz beim Hagel zum Einsatz. Sie war auch zu raschelig für mein wildes Pony, hahaha (hier geht es zum Bericht zur Reittour).

9. Berührungsängste
Wir waren eine tolle Truppe. Ob es daran lag? Jedenfalls kamen wir uns auch nahe. Egal ob eng an eng beim Kartenspielen, beim Aufeinanderliegen am Lagerfeuer oder bei wilden Spielen wie Tauziehen, Fangen, Reise nach Jerusalem mit "Gruppenbildung" am Abend (ja, die guten alten Spiele - besser als TV) - da wurde gezogen, gedrückt, gequetscht. Beim "Kettenspiel" ging es richtig hart zur Sache: Einer aus der gegnerischen Mannschaft musst durch die anderen durchrennen, die sich fest, sehr fest an den Händen hielten. Volle Kanne gegen die "Handknoten". Autsch.

10. Perfektion
Ich habe ein bisschen Angst, dass dieses ursprüngliche Land bei seinem Tourismus-Boom zu einem 2. Island wird. Auch dort ist es wunderschön und die Natur die Hauptattraktion. Aber in Island ist es schon fast zu voll, einige Punkte zu gut erschlossen, zu viele Parkplätze und Bustouren. Einzig die Dschinghis-Khan Statue hatte in der Mongolei für mich so etwas wie"Künstlichkeit" mit Mega-Parkplatz und schicken Shops. Ansonsten gab es selbst bei "Attraktionen" wie Kharakorum (mehr dazu hier) keine Massen, keine Warteschlangen. Natürlich waren wir da nicht die Einzigen, es gab Souvenirs, Shops etc. Aber alles in karo einfach, vielleicht sogar ein bisschen schäbig. Oder das Kloster am Berg, welches wir besuchten. Nichts gnadenlos übertüncht, keine großen offiziellen Schilder. Oder das wirklich schon heruntergekommene Thermalbad. Ok, das könnte man mal renovieren. Ich hoffe aber, dass diese Ursprünglichkeit bewahrt bleibt.
PS: Ausnahme war das Spektakel Naadam in Ulanbator. Die Geschichte gibt es hier.
PPS: Meine Mitreisenden haben ja teilweise noch etwas schmerzlich vermisst: gescheite Stühle. Denn es gab nur niedrige Klappstühle oder den Boden beim Trail, in den Jurten niedrige Hocker und selbst im Stadion eher unbequeme enge Plastiksitze.

Fotos aus der Mongolei findet ihr hier.

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