Im Morgengrauen werde ich endgültig wach und klettere aus dem Bett. Endlich sehe ich mal, wie das Haus innen und außen aussieht. Auf der Terasse mit Blick ins üppig Grüne lege ich mich nochmal dösig in die Hängematte, bis nach und nach die anderen eintrudeln. Wir ziehen uns alle reitfertig an, packen und warten. Irgendwann werden wir abgeholt und laufen den Hügel hoch zu Christians Haus bzw einem Pfahlbau, unter dem er uns zeigt, wie Kaffee und Kakao ursprünglich geröstet, gemahlen und verarbeitet wurden. Wir riechen und probieren, Christian sprüht schon wieder vor Energie, während ich mich noch danach sehne, erstmal einen Kaffee zu trinken.
Dann erklimmen wir die überdachte Terasse des Baus, mit Blick über Wald und Garten.Hier geht das probieren der karibischen Köstlichkeiten weiter: Ananas, frische Maracuja mit Honig, Sternfrucht, die hier im Garten wachsen.
Wir frühstücken hier oben, Kaffee und Kakao quasi frisch aus dem Garten gehören dazu. Gabi ist auch da und hat sogar Nutella mitgebracht. Dann heißt es Abschied nehmen und wir fahren los. Es geht Richtung Meer, heute steht der erste Strandritt auf dem Programm. Auf einer Wiese stehen schon unsere Pferde, fertig gesattelt. Über eine Straße, vorbei an kleinen Farmen, reiten wir los. Plötzlich vor uns Palmen, dahinter das Meer. Wir reiten parallel dazu unter den Palmen auf einer Art sandigem Wirtschaftsweg, wo auch schon bald der erste Galopp eingelegt wird. Immer wieder reiten wir auch an den Strand runter und durchs Wasser.
Leider kommt die Brandung recht weit hoch und der Sand ist tief - nicht die idealen Bedingungen zum galoppieren. Doch Alex gibt schließlich das Zeichen und los geht es - in einer Reihe, damit niemand versackt. Ich bin glücklich, als wir durch die Brandung preschen - ein Traum wird wahr! Dann steht eine erste Pause an. Gabi steht mit dem Pick up unter Palmen, sogar zwei Hängematten sind aufgespannt. Es gibt Getränke und Kekse. Die Pferde werden getränkt und mit verknoteten Zügeln laufen gelassen. Leider kann ich die Szenerie nicht so ganz genießen. Mir ist schwindlig und elend - Hitze, zu wenig Schlaf und Kopfschmerzen schaffen mich. Ich liege auf der Picknick-Plane, dann "dope" ich mich mit Schokolade, Cola und einer Kopfschmerz-Tablette aus der Bauchtaschen- Apotheke von Praktikantin Janine.
Nach der Pause lasse ich den Helm ab. Ich habe das Gefühl, mir platzt sonst der Schädel - und schwindelig vom Pferd Fällen ist auch keine Alternative. Ich reite sonst wirklich immer mit Helm und bin auch für diese Sicherheitsmaßnahme. Aber hier ging es nicht anders - und auf Bola fühle ich mich inzwischen sicher.
Sie ist trittsicher und brav. Wir reiten noch ein bisschen weiter, bis wir wieder auf Gabi treffen. Hier liegt eine große Wiese neben dem Strand, wo die Pferde grasen dürfen. Auch für uns gibt es Mittagessen: Schnitzel und Kartoffelsalat! Nicht karibisch, aber gut.
Einige gehen noch baden, ich sitze auf der Plane und genieße den Blick aufs Meer und die Gesellschaft zweier Hunde, die auf unsere Essensreste hoffen - und sie auch bekommen. Dann steht die nächste Herausforderung an: um am Strand weiterreiten zu können, müssen wir eine Flussmündung queren. Durch die jüngsten Regenfälle ist das Wasser aber ziemlich hoch. Die Pferde werden abgesattelt, die Sättel zu einem Fischerboot geschleppt. Ich ziehe Schuhe und Reithose aus und in geliehener Bikini-Hose hole ich Bola. Barfuß und halbnackt reiten - sicher nicht vorschriftsmäßig, aber ein Gefühl von Freiheit - das übermorgen noch getoppt werden wird.
Wir queren den Fluss, soooo tief ist es gar nicht, Sattelzeug und drei Reiter werden noch mit dem Boot übergesetzt.
Leider kostet die Aktion uns viel Zeit, weil nun die Gurte gesäubert werden müssen, alles sortiert wird, wir uns anziehen müssen. Als wir weiterreiten, ist es schon recht spät, und wir wissen gar nicht, wie weit es noch ist. Wir reiten flott weiter und galoppieren auch nochmal am Meer, doch es dämmert bald. Fast im dunkel biegen wir an der "105. schiefen Palme" links ab in den Palmenwald, im dunkeln geht es weiter. "Pfütze", "Ast" schallen die Warnrufe, wir lachen viel während dieser unfreiwilligen Nachtwanderung. Schließlich erreichen wir ein paar Gebäude. An einem verlassenen Haus (ehem. Hotel) satteln wir die Pferde ab, gehen dann zu dem Hotel "Rancho de la Cueva" daneben.
Es dauert etwas, bis die junge Mitarbeiterin, die offenbar mit weniger Leuten gerechnet hat, alle Zimmer verteilt hat. Ich teile mir ein Zimmer mit Ela, wie schon am ersten Tag. Das Zimmer im 2. OG, erreichbar über Außentreppen, ist groß, hat sogar zwei Doppelbetten. Dafür hat das Klo keine Tür, das Wasser in der Dusche ist kalt, die Fliesen locker, die Decke voller Wasserflecken. Kurz: Es ist alles etwas runtergekommen. Doch es ist das einzige Hotel hier weit und breit. Mit tröpfelndem Wasser wasche ich Haare, dann treffen wir uns unten auf der überdachten Terrasse, mit bunten Tischen und Stühlen, zum Essen. Leider fliegen hier nicht nur viele Moskitos umher (es regnet auch leicht), sondern auch dicke schwarze Käfer, die dann wie Geschosse runterplumpsen, in die Haare, in den Ausschnitt, auf den Tisch, ins Essen. Sind wir erst noch genervt und erschrocken, wird das Wegschnipsen irgendwann zur Routine. Zum Essen gibt es Salat, gegrilltes Fleisch und sehr leckere panierte Mini-Fische, die man komplett isst. Wir trinken danach noch Rum-Cola, lassen den Tag Revue passieren und freuen uns auf morgen. Etwa um 22 Uhr gehe ich ins Bett, schlafe aber in meinem mitgebrachten Seiden-Inlett, weil ich der Betwäsche nicht traue.
3. Tag
Erst um 8 gibt es Frühstück, das aber etwas dürftig ausfällt, mit Toast, Ei und immerhin Kaffee. Danach in unserem Zimmer noch einen Gecko entdeckt, bevor ich dann aus der kurzen Hose in die Reitklamotten steige. Leider sind die Schuhe von gestern noch nass - das Meerwasser vom Strandgalopp steht darin.... Bähhh. Wir gehen rüber zu den Pferden, das ehemalige Hotel dort war bestimmt mal schön. Leider kann ich Bola nicht reiten, sie hat eine Biss-Stelle am Rücken, die Pferde haben sich wohl nachts gekabbelt. Da hier am Hotel auch Pferde stehen, bekomme ich ein anderes - einen Cremello. Wie sich herausstellt, ein Hengst. Deswegen und weil ich ihn nicht kenne, ziehe ich wieder Helm auf. Die Sorge erweist sich als völlig unbegründet. Der Kleine ist tiefenentspannt, zudem reiten wir nur Schritt, da es in die Berge geht.
Wir reiten eine rot-lehmige Buckelpisten entlang an Weiden, bis zur Autobahn, die wir fix queren. Dann geht es durch eine Ortschaft, und es ist spannend, mal zu sehen, wie die Leute hier leben.
Kurz auf die Autobahn |
ein paar Spritzer abbekommen |
Noch ein Fluß wird gequert, dann geht es bergauf, teilweise ist es schlammig. Oben auf dem Hügelkamm schlängelt sich der Weg entlang.
Schmetterlinge gibt es hier haufenweise |
Hier wird die Sau noch durchs Dorf getrieben... |
Um 18 Uhr kommen wir wieder am Hotel an. Wir satteln die Pferde ab, dann gehen wir alle duschen, ich schreibe etwas Tagebuch, bevor es Abendessen gibt. Leckere, große Fische, dazu Reis und eine Art Möhren-Kohlrabi Auflauf, wobei der Kohlrabi ein karibisches Gemüse war, ich weiss leider nicht, wie es heißt. Wir schauen uns Videos an, die Mitreiter Rene von Reitreisen gemacht hat, auch die Pferdejungs sind dabei. Es fängt nachts wieder an zu regnen - der Weg rüber zu den Pferden ist schon voll schlammig, überall große Pfützen. Warm ist es trotzdem...
Hier geht es zu Teil 1 und hier zu Teil 3.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen