Pferde gehören für mich zu Wien dazu - nicht nur in Form der Fiaker-Pferde, die durch die Stadt fahren. Sondern vor allem die Lippizaner, die stolzen Schimmel der Hofreitschule. Ich habe mir im Vorfeld über
www.srs.at ein Ticket für eine Vorführung der Spanischen
Hofreitschule gebucht. Mit 23 Euro nicht gerade günstig, aber es gibt
sogar Karten für über 100 Euro - dann sitzt man in der ehemaligen
Kaiserloge in der wohl schönsten Reithalle der Welt (im Sommer sind die
Vorführungen draussen!).
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Loge |
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Reithalle |
Der Stehplatz war vollkommen ok. Tipp: an einer der
mittigen Säulen stehen bleiben, zwischen den dortigen Klappsitzen. Da
hat man einen besseren Blick auf die Bahn als von den eigentlichen
Stehplätzen dahinter und es ist erlaubt. Verboten ist allerdings das
Fotografieren und Filmen, was auch vom Aufsichtspersonal geahndet wird.
Leider. Die Begründung, dass das die Pferde irritiert finde ich
fadenscheinig. Die sind schliesslich auch Applaus und Musik gewöhnt -
Blitzlicht könnte man verbieten. Aber diese Restriktion scheint eher
dazu zu dienen, die teuren Programmhefte und andere Souvenirs an den
Mann zu bringen. Die Vorführung aber mit Junghengsten, Schule über der Erde und Quadrille zu klassischer Musik ist schön.
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Foto: srs.at |
Die Vorführung dauert etwa 80 Minuten. Es wird allerdings zwischendurch immer wieder recht lang auf deutsch und dann nochmal auf englisch erklärt, was zu sehen ist. Informativ, aber das zieht die Vorführung künstlich. Es zeigen erst ein paar Junghengste, die teilweise noch grau sind, da sie erst später ausschimmeln, ihr Können. Darunter auch ein Brauner - denn ein braunes Pferd bringt angeblich Glück und daher lebt immer auch ein dunkles Exemplar unter seinen weißen Kollegen. Zudem ein Pas de Deux mit zwei Pferden, Hohe Schule an der Hand und unterm Sattel, sowie Hohe Schule am langen Zügel, bei der das Pferd rot getrenst ist und der Reiter dicht hinter dem Hengst geht. Gezeigt werden Passagen, Piaffe, Galopppiroutten, Galoppwechsel u.a.
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Foto: srs.at |
Alles hat hier Tradition, von den Übungen bis hin zu Zaumzeug-Farbe. Beeindruckend, wie hier seit 450 Jahren diese Reittraditionen
weitergegeben werden. Und auch die Uniform hat sich nicht geändert. Die
Bereiter in weißer Lederhose, Reitfrack, schwarzen Overknee-Stiefeln und mit
Zweispitz, dazu eine Birkengerte, selbst geschnitten - das hat Stil. Im braunen Frack ist übrigens eine versteckte Leckerli-Tasche eingenäht - und die Pferde an der Hand bekommen auch immer mal eines, beobachte ich.
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Foto: srs.at |
Unter den 20 Bereiten sind bisher nur 3 weibliche Elevinnen - erst seit 2008 werden Frauen aufgenommen. Bis zu sechs Jahre dauert es, bis man vom Eleven zum Bereiter aufsteigt, wo man dann einen Junghengst anvertraut bekommt und ausbildet - nochmal sechs Jahre lang. Im
Übrigen sind auch die Sättel aus weißem Leder, und die Schabracken mit
Goldrand sind entweder rot oder, wenn die Pferde die Schule über der
Erde ausüben, grün. Die berittene Schule über der Erde wird ohne
Steigbügel geritten - da ziehe ich meinen Hut vor den wirklich sehr
ruhigen Beinen der Bereiter und ihren festen Sitz. Besonders
beeindruckend ist dabei die Kapriole: Das Pferd springt so hoch, dass es
nach hinten ausschlagen kann und dann wieder landet.
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Foto: srs.at |
Die
Lippizaner-Hengste sind wunderschön, und ich bin beeindruckt, dass sie
immer noch kräfitge, imposante Pferde mit viel Hals und Po sind und
nicht, wie einige andere Rassen, im Lauf der Zeit auf immer zierlicher
gezüchtet wurden. Dazu das goldene Vorderzeug und Zaumzeug, sind die
weißen Hengst wirklich eine Augenweide. Auch die Quadrille mit acht Pferden ist wunderschön, perfekt choreographiert reihen sich die Pferde ein, teilen sich, kommen wieder zusammen. Rund 70 Hengste stehen in Wien,
Stuten und
Fohlen stehen in Piber, auf dem Gestüt machen auch die Hengst eine
"Sommerpause". In der Hofburg gibt es leider keine Paddocks. Eine
Führanlage ist im Hof vom Besuchereingangsbereich aus zu sehen.
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Führanlage in der Hofburg |
Ein
Info-Screen informiert auch darüber, dass einige Hengst seit einiger
Zeit eine Außenbox haben und die "Aussicht offenbar genießen". Ich muss
etwas lachen als ich das lese, denn ich denke mir meinen Teil....Besser
als Box geht immer.... Da man draußen von der Reitschulgasse auch eine
Blick in den Stalltrakt werfen kann, sehe ich dort auch ein paar
Hengstköpfe aus den Boxen schauen.
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Stalltrakt |
Mein Fazit: Es war ein Erlebnis und
es sind tolle, top gepflegte und trainierte Pferde. Ich
bin jedoch eher der Freizeitreiter mit langem Zügel, und die Pferde
wirken auf mich arg "zusammengezogen" und unter Spannung. Eine Levade in
Freiheitsdressur wirkt auf mich doch ansprechender. Das ist aber meine persönliche Meinung und ich weiss, dass die Hengste auch eine lange Ausbildung hinter sich haben und nicht von Klein auf gleich so versammelt gehen müssen. Allerdings scheint bei den Vorführungen schon das Prinzip raus aus der Box, Leistung, zurück in die Box zu gelten. Warmreiten gehört wohl leider nicht dazu. Auch würde ich immer wieder nur eine Stehplatzkarte kaufen, alles andere ist einfach übetrieben teuer. Das klingt jetzt eher negativ, aber ich muss zugeben, dass der Anblick des barocken Pferdeballetts mir schon sehr gefallen hat.
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