Montag, 24. Juli 2017

Von Hamburg nach Hamburg - fetziger Ritt durchs Watt

Vor einigen Wochen "flüchtete" ich vor dem G20 Gipfel in Hamburg. Am Freitagnachmittag macht ich mich auf den Weg nach Cuxhaven, um mir endlich den Traum vom Ritt durchs Watt nach Neuwerk zu erfüllen. Während ich auf der Hinreise gezwungermassen entschleunigen musste, gab es im Watt dann Adrenalin pur beim rasanten Galopp. Ob alles gut ging?

Die Anreise zumindest verlief nicht so wie geplant. Ich wollte über Glücksstadt fahren, mit der Fähre nach Wischhafen übersetzen und gemütlich übers Land nach Cuxhaven fahren, unterwegs vielleicht in ein Landcafé einkehren. Doch daraus wurde nichts, denn ich stand drei Stunden im Warte-Stau vor der Fähre. Gottseidank mit Buch und Snacks. 
Stau
Mein Auto auf der Fähre....
Trotzdem eine schöne Art der Anreise, gleich im Urlaubsfeeling. 
Von Wischhafen ging es dann aber ohne Stopp nach Cuxhaven. Mein Hotel, Hohenzollernhof, lag superzentral. Es ist ein etwas älteres Haus, für mich war es ok für eine Nacht, für länger würde ich mich dort nicht wohlfühlen. Die Betreiber waren aber sehr nett.
 
Ich bummelte durch den Hafen und ging zum Essen in das große Pier-Restaurant. Es gab lecker Matjes und Kartoffelpuffer. Nach einem Eis fiel ich auch bald ins Bett. Cuxhaven an sich fand ich eher spröde, es hat zwar maritimes Flair, aber auf eine raue, industrielle Art - nicht wie ein schnuckliger Badeort.
Alte Liebe
 
Im Zimmer wartete auch schon ein Beutel mit Lunchpaket. Denn am nächsten Morgen musste ich so früh auschecken, dass ich noch nicht mal frühstücken konnte: Um 5.30 Uhr rollte ich vom Parkplatz und fuhr zum Islandpferdehof.
Dort war für 6 Uhr Treffen angesagt. Drei Freundinnen, zwei junge Mädels und ein Ehepaar waren auch da. Ein Mädchen vom Hof holte Pferde herbei, unser Guide, Arne, war auch da. Leider stellte sich niemand so richtig vor, eine kleine Begrüßung oder nochmal Nachfrage, ob alle sattelfest sind, gab es auch nicht. Dann halfen wir beim Putzen. Wir packten noch unsere Sachen zum Wechseln in Mülltüten. Die wurden mit Auto vorgefahren. Dann wurden die Pferde zugeteilt, es ging nach Größe (auch bei Isis gibt es Unterschiede). Ich bekam Rös, eine braune Stute, leider Ekzemerin, aber total lieb. Ich sollte ganz hinten reiten und fürchtete schon, dass sie mir doch zu ruhig sein könnte...Dann ging es aber los, in Reihe durch Wald und Heide.
Das Wetter spielt auch mit. In Sahlenburg kommen wir am Strand an. Pippi-Pause, dann ab ins Watt. Wir folgen dem mit Reisig markierten Weg und den Reifenspuren der Kutschen. Arne sagt, dass wir nun auch durcheinander und nebeneinander reiten können. Schritt, Trab, ein erster Priel. Die Weite, das Wasser, der federnde Wattboden - mein Herz hüpft. Und das der Pferde auch. Der erste Galopp ist kaum angesagt, da gibt es kein Halten mehr. Uiiii! Aber ich habe keinerlei Angst, Rös ist gut kontrollierbar, Platz genug. So reiten wir fast eine Stunde auf die Insel Neuwerk zu.
 
Sie gehört zur Stadt Hamburg, ein Vorposten in der Elbmündung. Dort geht es dann über den Deich, am Leuchtturm vorbei zu einem der Bauernhöfe. 
Wir satteln ab, bringen die Pferde auf eine Weide. Ich bin mit Schlamm bespritzt und meine Füße sind nass, aber ich bin glücklich. 
Happy - der Film von der Helmkamera folgt noch....
Dann wird erstmal gefrühstückt aus meinem Lunchpaket, ich ziehe mich um. Wir haben bis 17 Uhr Aufenthalt, jetzt ist es gerade mal 10. Aber die Zeit vergeht dann doch recht schnell. Ich steige auf den Leuchtturm und laufe einmal rund um die Insel über den Deich. 
 
Leerungszeiten mal anders...
 
 
Auf einer Salzwiese sitzen Tausende Möwen, ein ohrenbetäubender Lärm. In einem Café esse ich Krabbensuppe und Pommes, entdecke noch einen netten Laden, mache ein Nickerchen in der Sonne und gönne mir einen Eiskaffee.
"Das alte Fischerhaus", unsere Station, mit Café und Heuhotel
Da geht der (Reit-)Weg ins Watt. Bei Ebbe. Jetzt, bei Flut, unpassierbar.
 
 Dann trudeln wir alle wieder am Hof ein.
Wir satteln und warten, bis die Kutschen mit den kräftigen Kaltblutpferden abgefahren sind. Nun ist wieder Ebbe, und wir folgen den Kutschen.
Ich freue mich über jeden Galopp, treibe Rös auch mal an. Wir sind nicht die schnellsten, aber sie läuft flott und gern, wie alle Isis. Nur mit dem Tölt, das bekomme ich nur stückchenweise mit ihr hin. Dann doch lieber traben, bevor es Gangsalat gibt. Dieses Mal ist noch mehr "Verkehr" als auf dem Hinweg, uns kommen viele Kutschen und auch Reiter entgegen.
 Nach einem letzten  Rennen noch ein Gruppenfoto am Strand, dann geht es zurück zum Hof.
Mit 110€, welche nur das Reiten abdeckten, plus die Ausgaben für Essen und Trinken, ist der Tagesritt kein günstiges Vergnügen. Gottseidank waren wir in der Gruppe alle sichere Reiter, es wäre schade gewesen, auf die Galoppaden zu verzichten. Leider gab es Unstimmigkeiten am Ende, da einige nicht wussten, dass es der Tagesritt und nicht der normale Neuwerk-Ritt für 60€ war. Da bleibt ein komischer Nachgeschmack, aber ich wusste, was es kostet und fand es auch ok. Ich fahre todmüde von der vielen frischen Luft zurück zur Fähre nach Wischhafen - dieses Mal, abends um 22 Uhr, kein Stau. Aber mit vielen Bildern im Kopf, die mich immer wieder lächeln lassen auf dem Weg nach Hause.

1 Kommentar:

  1. Schöner kleiner Reiterbericht, der alles abdeckt, was an wichtigen Informationen mitzuteilen ist. Auch die kleinen Einblicke ins persönliche und kulinarische ist sehr interessant. Ein Tagesritt um die 100 € ist aber normal.

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